· 

Zum ersten kommunalen Chancengleichheitsplan

Eine Rede unserer Fraktionsvorsitzenden Gaby Lamparsky

Ich darf heute für sechs Fraktionen sprechen, nämlich CDU, SPD/Linke, FW, Netzwerk, FDP und ÖDP/parteilos und wir alle danken Ihnen, Frau Pfrommer-Telge und Frau Gander für die Erarbeitung und Vorlage des 1. Chancengleichheitsplans für Friedrichshafen. Das Ziel ist, die Chancengleichheit der Geschlechter bei gleicher Befähigung und Eignung kontinuierlich zu verbessern und überall dort, wo Frauen unterrepräsentiert sind, diese Unterrepräsentanz abzubauen, also Frauen zu fördern. Bisweilen gilt es auch männliche Unterrepräsentanz abzubauen, bekannt ist der Mangel an Kindergärtnern und Grundschullehrern.

 

Zunächst waren für den 1. Chancengleichheitsplan Daten zu erheben, um darstellen zu können, wie ist die Ausgangslage in der Stadtverwaltung FN. Auch wenn keine Vergleichsdaten vorlagen, kann davon ausgegangen werden, dass sich in vielen vergleichbaren Stadtverwaltungen ein ähnliches Bild wie in Friedrichshafen zeigt:

62% der Beschätigten sind weiblich, die weiblichen Beschäftigten arbeiten deutlich häufiger als die männlichen Kollegen in Teilzeit und ab der Besoldungsgruppe A12 bzw. EG 12 sind Frauen unterrepräsentiert.

 

Mir fallen mindestens drei Gründe ein, warum der Anteil von Frauen in den höheren Gehaltsgruppen perspektivisch steigen sollte und wird:

  1. demografisch gesehen werden in den nächsten 10 Jahren etwa ein Drittel der Beschäftigten bei der Stadt FN in den Ruhestand gehen;
  2. Seit vielen Jahren haben Frauen und Mädchen bei höherwertigen Schul- und Ausbildungsabschlüssen die Nase vorn;
  3. 2019 waren fast 80 % der Auszubildenden bei der Stadt weiblich, ein guter Pool für weibliche Karrieren in der Stadtverwaltung.

Dennoch ist es nicht ausreichend, nur Frauen einzustellen und beruflich zu fördern. Je nach Lebenslage und Familienphase brauchen Frauen und Familien bisweilen weitere Unterstützung und Entgegenkommen des Arbeitgebers. Deshalb ist es eine sehr gute Idee, in städtischen Dienststellen Eltern-Kind-Büros für besondere Notfälle einzurichten, denn nicht jede Familie hat Oma oder Opa in der Nähe, die noch dazu im Notfall kurzfristig helfen können. Vorübergehende Teilzeitarbeit und eine verlässliche Kinderbetreuung unterstützen Frauen und Familien ebenso. Das Häfler Angebot ist gut!

 

Doch die Pandemie lehrt uns, wie schnell alles ins Wanken kommen kann. Nicht nur ein Teil der Kinder und Jugendlichen könnte zu den Pandemie-Verlierern gehören, sondern auch Frauen. Einige Sozialwissenschaftlerinnen befürchten schon jetzt, dass der Rückfall in alte Rollenmuster droht.

 

Der kommunale Chancengleichheitsplan soll seine Wirkung nicht nur verwaltungsintern entfalten, sondern auch in der Stadtgesellschaft. Haben wir beispielsweise noch Lücken bei unseren Anlauf- und Beratungsstellen für besondere Lebenslagen oder kann das subjektive Sicherheitsgefühl von Bürgern und Bürgerinnen im öffentlichen Raum künftig erhöht werden?

 

Zum Abschluss noch eine persönliche, nicht mit allen abgestimmte Anmerkung: Ein Leitfaden für geschlechtersensible Sprache muss meines Erachtens verwaltungsintern nicht aufgestellt werden. Wenn sich alle Beschäftigten und auch wir im Gemeinderat an die Kriterien des Rates für deutsche Rechtschreibung halten, wie in der Vorlage ausgeführt, sind wir alle auf einem sehr guten Weg.

 

Das Erreichen von Gleichberechtigung ist ein langer, teils mühsamer Weg, der im 18. Jahrhundert begann. Mit dem 1. Chancengleichheitsplan für Friedrichshafen wird  ein weiterer Impuls für die Verwirklichung von Gleichberechtigung und Chancengleichheit gesetzt. Wir freuen uns alle, wenn Sie, Frau Pfrommer-Telge und Frau Gander, diesem Gemeinderat in 3 Jahren den 1. Evaluationsbericht vorlegen.

 

gez. Gaby Lamparsky